reihe:redbird:redbird_4
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reihe:redbird:redbird_4 [01.09.2020 13:00] – angelegt hikaru_mitena | reihe:redbird:redbird_4 [23.11.2020 08:47] (aktuell) – hikaru_mitena | ||
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+ | Es ist gerade kurz nach 0 Uhr. Ich sitze hier mit zwei mir unbekannten Typen an einem Tisch in der hintersten Ecke dieser Bar und warte auf einen gewissen Redbird. Die Kontaktaufnahme lief über einen Kerl, den ich auf der Straße getroffen habe. Meinte, ich könnte mehr erreichen als einfach nur leerstehende Häuser auszurauben. Was die anderen beiden hierhergebracht hat, weiß ich nicht, es interessiert mich auch nicht wirklich. Vor mir steht ein halb leergetrunkener Gin Rickey, der wie die Drinks der anderen beiden auf diesen Kerl gehen soll. Hat uns das Barpersonal gesagt. Der Mexikaner zu meiner Linken hat seinen Drink kaum angerührt, und der Amerikaner auf der anderen Seite des Tisches wartet gerade auf seinen zweiten. Nachdem die Bedienung zwei statt einem Getränk abstellt, wird die Tür geöffnet. Mit einem Seitenblick mustere ich den Neuankömmling. | ||
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+ | Eine junge Frau betritt die Bar. Lange, flammend rote Haare, gute Figur. Würde ich nicht von der Bettkante schubsen, aber doch ziemlich unpassend in diesem Lokal. Völlig entspannt und mit einem Lächeln auf den Lippen begibt sie sich zu unserem Tisch. Wut keimt in meinem Inneren auf, als unzählige Gedanken meinen Kopf füllen. Auch die anderen sehen wenig begeistert aus, als sie sich mit dem Rücken zur Tür auf den freien Platz setzt. Im Licht der Bar erkennt man dennoch ihre großen Augen, die hohen Wangenknochen, | ||
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+ | Mit einem Schnauben meldet sich der Amerikaner, der rechts neben Redbird sitzt, zu Wort, während er sich über den Tisch zu ihr beugt: „//Du willst also sagen, dass eine Frau bei diesem Verein arbeitet! Als ob ich mir von dir etwa...!//" | ||
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+ | Als sie ihn wieder loslässt, sitzt er dieses Mal ruhiger in seinem Stuhl. Murrend reibt er mit der Hand über seinen Hals, während der Mexikaner dafür nervös auf seinem Platz herumrutscht. "// | ||
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+ | „//Ist euch der Slenderman bekannt?//" | ||
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+ | Kurz berührt sie die anderen am Arm, woraufhin sie einfach verschwinden. Als sie bei mir das gleiche tut, finde ich mich augenblicklich in einem verschneiten, | ||
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+ | Immer wieder raschelt es um uns herum, doch kann ich niemanden entdecken. Auch die anderen scheinen das Rascheln zu bemerken. „//Macht euch um die keine Gedanken! Sie werden nicht angreifen//", | ||
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+ | Auf den ersten Blick ist niemand dort zu sehen, doch nach einem Zwinkern steht ein riesiges, gesichtsloses Wesen mit schwarzem Anzug und roter Krawatte mitten auf der verschneiten Lichtung. Erschrocken zucke ich zusammen, auch die anderen schrecken zurück und starren die Gestalt mit gemischten Gefühlen an. Nur Redbird scheint das Ganze nicht zu beunruhigen. Dieses Kreatur soll in den letzten Jahren unzählige Menschen entführt haben, auch Kinder; man hat keinen von ihnen je wieder gefunden. Nicht einmal die Leichen. | ||
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+ | „//Du hast dir sehr viel Zeit gelassen//", | ||
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+ | Mit einem Mal scheint sich ihr Äußeres zu verändern und ihr gesamter Körper wird blutrot, wächst, und auch das Haar wird länger, es reicht ihr jetzt bis über den Hintern. Mit einem der vier Tentakel, die aus seinem Rücken ragen, ritzt der Slenderman ein „S" in Redbirds Haut, oberhalb des Brustbeins. Sie steht innerhalb des großen Kreises, ungerührt von der Kälte und der Tat der anderen Kreatur. Mit einem Räuspern macht der Slenderman wieder auf sich aufmerksam. „//Ihr solltet die Augen schließen, wenn ich meinen Arm hebe.//" | ||
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+ | Von den Runen beginnen seltsame Töne auszugehen, der Mexikaner hält sich ein Ohr zu, auch dem Amerikaner scheinen die Töne zuzusetzen. Der Runenzirkel und jedes Symbol, das sich darin befindet, beginnen violett zu schimmern. Auch der Kristall und die weibliche Gestalt selbst beginnen in derselben Farbe zu leuchten. Mir wird zunehmend unwohler und ich habe das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Als ich der Übelkeit nachgebe, macht sich Entsetzen in mir breit. Das, was aus meinem Mund kommt, hat nicht im Entferntesten etwas mit meinem Mageninhalt zu tun. Es handelt sich vielmehr um einen glitschigen, | ||
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+ | „//Es ist vollbracht//", | ||
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+ | Langsam öffnet sie ihre Augen und wird von einem Tentakel des Anzugträgers in dieser schwebenden Position aufgerichtet. Die Schatten ziehen sich in den Kristall zurück und der Gesichtslose hilft Redbird aus dem Kreis. Kaum hat sie ihn verlassen, wird ihr Körper wieder völlig menschlich und beginnt zu zittern; ob vor Kälte oder von dem, was sie erlebt hat, während wir unsere Augen geschlossen hatten, kann ich nicht sagen. Könnte aber auch eine Mischung von beidem sein. Mit seinen langen Armen hebt der Slenderman den Mantel Redbirds auf und hilft ihr hinein. Sein Verhalten ist völlig widersprüchlich zu dem, was man über ihn hört. Viel zu fürsorglich für eine Kreatur, die kaltblütig Menschen tötet. | ||
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+ | Als sie ihren Körper wieder völlig bedeckt hat, hebt der Gesichtslose auch noch die letzten Kleidungsstücke auf und steckt alles in eine Tüte, die sie aus einer Manteltasche herausholt. Mit einem schwachen Nicken bedankt sie sich bei dem unheimlichen Wesen. Als ich mich wieder an die anderen erinnere, wird mir bewusst, dass sie sehr lange schon sehr ruhig sind. Weswegen ich mich zu ihnen umdrehe. Noch in der Drehung wird mir eine Faust ins Gesicht gerammt. Ich sehe mich einer dieser Gestalten gegenüber, die mir auf dem Weg hierher im Wald aufgefallen sind. In einiger Entfernung liegen die toten Körper der anderen beiden auf dem Boden. Blut vermischt sich mit dem Schnee und bildet einen extremen Kontrast zum vorherrschenden Weiß der Umgebung. Als ich einem erneuten Hieb ausweiche, spricht Redbird mit sanfter, doch kratziger Stimme. „//Je mehr du dich wehrst, um so schmerzhafter wird dein Tod sein, Lukas.//" | ||
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+ | Mit diesem Gedanken stürme ich auf die noch etwas geschwächte Frau zu, blende meinen vorherigen Angreifer völlig aus. Doch bevor ich sie erreichen kann, bohrt sich ein schwarzer Tentakel des Slenderman auf Herzhöhe durch meinen Brustkorb. „E//s tut mir leid, doch das kann und werde ich nicht zulassen//", | ||
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