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Das Monster mit den schwarzen Schwingen

Das leichte Glimmern meiner Zigarette ist das Einzige, was die finstere Nacht erhellt, als ich die Polizeistation verlasse. Innerhalb der letzten Stunden sind nur zwei Notrufe eingegangen und beide sind nicht dramatisch gewesen. Ein Jugendlicher wurde beim Besprühen von Hauswänden erwischt und eine Ruhestörung durch einen zu lauten Fernseher.

Amüsiert schüttele ich den Kopf und ziehe an dem Glimmstängel, der zwischen meinen Lippen steckt. Obwohl mein Kollege mir einen anklagenden Blick zugeworfen hat, als ich mir den dunklen Mantel übergezogen habe, verbringe ich meine Pause im Freien. Auch während der Nachtschicht muss man sich schließlich mal ein wenig Ruhe gönnen und den Kopf an der frischen Luft kühlen.

Eine leichte Brise erhellt meine Zigarette noch ein Stückchen mehr und ich richte meinen Blick nach oben. Über mir erstreckt sich der märchenhaft klare Sternenhimmel. Ich genieße das angenehme Gefühl auf meiner Haut, das durch die abendlichen Sommertemperaturen verursacht wird und werfe die ausgerauchte Zigarette auf den Boden. Der letzte Rauch, der meinen Lippen entweicht, steigt langsam nach oben, verdünnt sich und ist schließlich gar nicht mehr sichtbar. Mein Blick sinkt zum Zigarettenstummel, der vor meinen Füßen nach wie vor glimmt. Ich zertrete ihn und richte meinen Mantel. So langsam muss ich wieder zum Dienst. Schließlich soll mein Kollege nicht alleine in der Notrufzentrale bleiben.

Kurz werfe ich jedoch noch einen Blick auf den dunklen Parkplatz, der sich vor mir erstreckt. Tagsüber parken hier die Leute, die ein Anliegen bei der Polizei haben, doch nachts steht der Parkplatz immer leer. Die wenigen Bäume und Sträucher, die ihn von den Blicken der anliegenden Bewohner schützen sollen, sehen im Grau der Nacht wie finstere Silhouetten aus. Arme, Finger, Hälse und Köpfe, die nach dem Himmel zu greifen scheinen. Ich schnaube, belustigt über meine eigenen Gedanken, schüttele den Kopf und wende mich der Station zu.

Doch dann rieche ich es. Der Geruch meiner Zigarette hatte es erfolgreich verschleiern können, allerdings weht nun ein muffig-modriger, leicht süßlicher Geruch in meine Richtung. Ich halte inne. Woher kommt dieser Geruch? Stirnrunzelnd drehe ich mich wieder zum Parkplatz und atme tief durch die Nase ein. Hatte jemand seinen Biomüll bei den Bäumen entsorgt? Das hat mir echt noch gefehlt. Den Müll von irgendwelchen Umweltsündern beseitigen. Schritt für Schritt komme ich den Bäumen näher. Der Gestank wird immer beißender. Fauliger. Das einzige Geräusch, das ich höre, sind meine raschelnden Schritte im Gras. Nicht eine einzige Grille zirpt, keine einzige Windböe pfeift. Ein unwohles Gefühl breitet sich in mir aus, verengt meine Brust und jagt meinen Puls in die Höhe. Die schemenhaften Umrisse der Bäume, die mit der Schwärze der Nacht verschmelzen, scheinen nun nicht mehr in den Himmel, sondern nach mir zu greifen, um mich in die eiskalten Klauen des Todes zu zerren.

Ich schüttele den Kopf. Will es schnell hinter mich bringen. Solche Gedanken treiben einen nur in den Wahnsinn. Vor dem Gebüsch, aus dem der Geruch zu kommen scheint, halte ich kurz inne. Meine Atmung ist flach, ich versuche, so wenig von dem Gestank ertragen zu müssen wie nur möglich.

Als ich einige Äste beiseite schiebe, erstarre ich. Vor mir liegt der Körper eines jungen Mannes. Eindeutig der Ursprung des Geruchs. Und als mir der Grund dessen bewusst wird, kommt in mir ein Brechreiz auf. Ich muss fort. Fort von der Leiche.

Es muss schon lange an dieser Stelle liegen. Blicke auf. Vor mir liegt die gut befahre Straße zu den Einkaufszentren. Wieso wurde die Leiche nicht gemeldet? Warum liegt sie gerade hier? Wie lange liegt sie bereits hier? Alle diese Fragen schießen durch meinen Kopf. Ich stolpere ein Stück nach hinten. Falle. Lande auf meinem Hintern. Es ist nicht meine erste Leiche, doch bisher ist noch keine in einem solchen Zustand gewesen. Ein Windstoß jagt den Gestank wieder in meine Richtung. Ekel überkommt mich ein weiteres Mal. Doch ich kann hier nicht bleiben. Muss es schnell melden.

Den Blick weiterhin starr auf die nun freiliegende Leiche gerichtet, rappele ich mich auf. Ich zwinge mich dazu, wegzuschauen. Drehe mich um und will zur Station zurücklaufen. Doch dann sehe ich etwas. Eine Silhouette in meinem Augenwinkel. Hastig drehe ich mich um. Nichts. Merkwürdig. Was war das? Blicke noch mal in Richtung der Leiche. Moment. Wo ist die Leiche? Reibe mir die Augen. Das kann doch nicht real sein. Leichen tauchen nicht einfach auf und verschwinden dann wieder wenn man wegschaut.

Was ist denn mit mir los?

Ich haue mir auf die Wangen und schüttele den Kopf.

Der Geruch des Toten dominiert nach wie vor all meine Sinneswahrnehmungen. Ich drehe mich langsam im Kreis, achte darauf, dass ich von keiner Seite angreifbar bin. Das Pochen meines Pulses ist in jeder Faser meines Körpers deutlich spürbar. Meine Finger zittern leicht, doch ich balle meine Hände zu Fäusten und beiße die Zähne aufeinander.

„Komm gefälligst raus! Egal, wo du bist!“ Blut rauscht mir in den Ohren, mein Blick huscht über den gesamten Parkplatz, doch weder die Leiche, noch die seltsame Silhouette sind irgendwo zu sehen.

„Kein Grund, zu schreien. Die Nacht ist jung.“

Ich erstarre. Die finstere, monotone Stimme eines Mannes ertönt genau hinter mir.

Meine Hand schnellt augenblicklich zu meiner Hüfte, wo meine Waffe und mein Taser sein sollten, doch ich greife ins Leere. Verdammt. Ich habe meine gesamte Ausrüstung drinnen gelassen, weil ich ja nur kurz rauchen wollte. Und jetzt…

Langsam, ganz langsam drehe ich mich ein wenig zur Stimme. Auch wenn mein Körper nichts lieber tun will, als rennen.

„Ich werde dir nichts tun, mach dir keine Sorgen.“ Ein genüssliches Stöhnen wird zu einem leisen Lachen. Ich schlucke, balle die Fäuste fester und drehe mich mit einem Schwung komplett um. Gleichzeitig reiße ich den Arm in die Höhe, lasse meine Faust auf das niedersausen, was hinter mir steht.

Ein lautes Krachen ertönt. Auf meinen Lippen liegt ein angespanntes Lächeln. Volltreffer. Doch als ich sehe, was das Krachen tatsächlich verursacht hat, wird aus meinem Lächeln eine verzerrte Grimasse. Ein eisiger Schauer jagt über meinen Rücken, ich gehe wankend ein paar Schritte zurück und starre abwechselnd auf meine Hand und auf die zusammengesunkene Leiche, die nun auf dem Asphaltboden des Parkplatzes liegt.

Der Mund ist weit aufgerissen, die Augen nur zur Hälfte geschlossen. Die im bleichen Mondlicht wächsern erscheinende Haut ist an einigen Stellen aufgeplatzt. So auch am Kiefer, wo ich ihn, die Leiche aus dem Gebüsch, gerade getroffen habe.

Ein paar Rippen ragen aus dem Brustkorb, zahlreiche andere Knochen stechen ebenfalls aus dem Körper. Er blutet nicht. Schon lange nicht mehr. Die Wunden sehen ausgetrocknet aus. Aber. Ich kneife die Augen zusammen. Etwas an seinem Körper scheint sich zu bewegen.

Sofort schießen mir Szenen aus jedem erdenklichen Zombiefilm in den Kopf. Erst mache ich einen weiteren Schritt rückwärts, doch nach einem weiteren Schaudern realisiere ich, dass die Bewegung auf dem Körper der Leiche nicht von ihr selbst kommt.

Ich unterdrücke einen Würgereiz, presse meine Hand auf den Mund und kann den Blick nicht von den unzähligen, gräulich weißen Maden nehmen, die sich den Toten zur Inkubationsstätte gemacht haben.

„Männer wie er werden schnell vergessen.“

Die Stimme von eben. Meine Nackenhaare stellen sich auf.

Als ich mich diesmal umdrehe, bleibt die Leiche an ihrem Platz. Ich starre auf die Umrisse eines Mannes. Tintenschwarz glänzt seine Haut im Mondlicht, das dunkle Haar hängt ihm ins Gesicht und verdeckt seine Augen.

„Begleiten—“ Meine Stimme bricht. Ich muss mich räuspern, „Begleiten Sie mich sofort ins Revier! Sie sind hiermit verhaftet!“

Er hebt die Hände beschwichtigend hoch. „Ich bin nicht der Mörder. Den wirst du nicht mehr finden.“

Wut wallt in mir hoch. Meine Überzeugung sagt mir, dass diese verdächtige Person der Mörder ist. Er grinst überheblich. Meine Unsicherheit fällt von mir ab, ich schnaube wütend und mache einen Schritt auf ihn zu. Auch wenn meine Handschellen in der Station sind, darf ich ihn nicht entkommen lassen.

Ich nähere mich der Silhouette. Seine Stimme verrät, dass es sich um einen Mann handelt. Panik lähmt meinen Körper, als er leise zu lachen beginnt. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Kann die Person nur anstarren. Er breitet die Arme aus und lehnt sich zurück. „Ich soll dich begleiten? Du schaffst es ja nicht mal auf mich zuzukommen.“ Aus seiner Stimme trieft Hohn. Ich bekomme keinen Ton heraus und auch mein Körper bleibt nach wie vor unbeweglich. Die Wut, welche sich in mir gesammelt hat ist nun gänzlich der Angst gewichen. „Die Leiche konntest du doch eben auch problemlos schlagen, also was ist dann hier dein Problem?“ Ein breites Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, als er mit einer Hand hinter mich deutet. „Schau ihn dir mal an, der hat doch schon genug durchmachen müssen. Findest du nicht auch?“ Durch die Autorität meines Gegenübers bin ich gezwungen wieder auf die Leiche zu blicken.

„Schau dir die Leiche genau an. Was siehst du?“

„Was soll das?“, zische ich durch zusammengebissene Zähne. Mit einem Mal krallen sich seine Hände in meine Schultern. Er dreht mich um und erzwingt mir einen tiefen Blick in seine Augen. In diesem Augenblick wünsche ich mir, dass seine Haare seine Augen weiterhin verdecken würden. Erdrückend schwarz starren sie mir entgegen, umrandet vom Scharlachrot der Sclera.

Alles in mir schreit nach Abstand, doch sein eiserner Griff verhindert jegliche Bewegung. „Nein. Schau. Ihn. Dir. Genau. An.“

Schweißperlen rinnen mir die Stirn herunter, meine Lippen beginnen zu zittern und ich schlucke trocken. Ich spüre förmlich, wie er es genießt mir Angst zu machen. Unter seinem wachsamen Blick drehe ich meinen Kopf in Richtung des Toten.

Beleuchtet vom kalten Licht einer Laterne wird der Leichnam in seiner Gänze präsentiert. Er sitzt auf den Knien, doch sein Oberkörper ist aufgrund meines Schlages auf den Rücken gesunken, sodass man von Weitem den aufgerissenen Mund sehen kann. Die Leiche ähnelt einem Limbotänzer im Finale. Die einzige Erklärung dafür, dass die Arme und Beine so unnatürlich verdreht sind, sind schwere Brüche, die entweder vor oder nach dem Todeszeitpunkt von der Leiche erlitten worden sein müssen.

„Tritt näher an ihn heran.“ Widerwillig befolge ich den Befehl der finsteren Stimme und gehe näher an den Leichnam. Während sich der eiserne Griff der Person hinter mir immer weiter verstärkt und meine Schultern zu schmerzen beginnen, komme ich dem Körper näher. Wie breit und manisch das Grinsen meines Gegenübers bereits ist? Ich will es mir gar nicht ausmalen. „Kannst du erkennen, woran er gestorben ist?“

Es widerstrebt mir, doch ich werfe nun einen genaueren Blick auf die Leiche. Das Laternenlicht erleuchtet den Körper nahezu gänzlich. Ich stehe am Rand des Lichtkegels, in der Umklammerung des Unmenschens.

„Sieh ihn dir genau an. Woran ist er gestorben?“ Einen Fluch unterdrückend werfe ich einen genaueren Blick auf den Körper. Die Haut auf dem stark verdrehten Kopf hat einen weißlich-grauen Ton angenommen. Zahlreiche Schnitte und Verletzungen deuten auf einen Aufprall. Durch die verdrehte Nase und die ausgeschlagenen Zähne wird die extreme Härte dessen in den Vordergrund gerückt. Wieder balle ich meine Hand zur Faust. Einige dieser fehlenden Zähne sind vermutlich meine Schuld. Dunkle Flecke auf dem Hals deuten auf alte Blutergüsse oder Verwesungsspuren hin.

Der Torso ist teilweise aufgebrochen. Die herausragenden Rippen leuchten im Mondlicht schneeweiß. Ich möchte wegschauen und zurücktreten, doch die Umklammerung verhindert es. Also wende ich meinen Blick zu den Armen.

„Und?“

„Keine Ahnung.“ Mehr bekomme mit meiner vor Furcht heiseren Stimme nicht heraus. „Das gefällt mir nicht. Gib dir mal mehr Mühe.“ Der Griff wird schmerzhafter als er es ohnehin schon ist. „Manche Ursachen kann man nicht sehen.“, gebe ich vor Schmerzen keuchend zu bedenken. „Ich sagte, du sollst dir mehr Mühe geben!“ Grollt es von dem Monster. „Er kann an allem möglichen gestorben sein. Auf die schnelle fällt mir nur ein, dass es er von einer Brücke gefallen sein kann. Der Tote könnte sogar einen Herzanfall auf einem Zebra-Streifen gehabt haben und dann von einem LKW überfahren worden sein. Was weiß ich? Sehe ich aus, wie ein Pathologe?“ „Dann rate. Und rate gefälligst gut. Ich verliere langsam meine Geduld.“ Krallen bohren sich in das Fleisch meiner Schultern um zeigen, dass es ihm ernst ist. „Sturz und damit verbundener harter Aufprall“, rate ich verzweifelt.

„Sehr gut.“, sagt er spöttisch und beginnt wieder leise genüsslich zu lachen. „Wie lange?“

„Was?“, antworte ich entgeistert. Was will er damit erreichen? Bezweckt er irgendwas mit diesem makaberen Spiel oder ist er nur ein verrückter Psycho? „Wie lange liegt er hier schon?“ Seine düstere Stimme klingt nun viel ernster als vorher. Durch eine unscheinbare Bewegung wird mein Blick wieder auf den Torso genötigt. Als ich mir der Masse an Maden, die sich am Leichnam labt, bewusst werde, fällt es mir immer schwerer mich nicht zu übergeben. Der einzige Grund, warum ich nicht auf die Knie falle ist der Griff des Ungeheuers hinter mir.

„Nicht ablenken lassen. Schau genau hin.“ Mein Blick ist nun wieder gezwungen, den Körper zu mustern. An den offenen und klaffenden Wunden ist das Blut schwarz und verkrustet, wenn man es überhaupt noch als solches bezeichnen kann. Die Maden machen sich derweil über sämtliche Organreste und Hautfetzen her.

Ich will es nicht mehr sehen. Es ist zu viel, viel zu viel. Verzweifelt versuche ich, etwas anderes zu sehen als den Körper, doch jede noch so kleine Bemühung, nach einem Ausweg in meinem stark eingeschränkten Blickfeld zu suchen, wird mit einer Festigung des Schraubstockgriffs bestraft.

Die Hände des Leichnams geraten in meinen Fokus. Es fehlen einige Finger. Das Scheusal muss die Finger entfernt haben.

„Ist dir nun klar, wie lange er hier liegt?“ Reißt er mich mit der Frage aus meinen Gedanken. Meine Aufmerksamkeit widmet sich wieder dem Torso und den darin befindlichen Maden. Die Maden erscheinen mir wie riesige Raupen. Ich stammele nur vor mich hin. Bekomme kaum ein Wort heraus. Ein einziges „Lange“, verlässt meinen Mund.

„Na ja, es geht in die richtige Richtung“, bestätigt die Bestie meine Aussage und wirft mich unerwartet zu Boden. Ich lande auf meinen Knien, falle vorwärts und kann mich gerade noch so mit den Händen abbremsen. Doch bevor ich überhaupt realisiere, worauf ich gelandet bin, spüre ich etwas Weiches unter meinen Handflächen. Angewidert drehe ich mich weg.

Der überwältigende Gestank des Todes, welcher vom leblosen Körper ausgeht, ist nun intensiver als zuvor. Meine Sicht verschwimmt und zum Unterdrücken meines Würgereizes fehlt mir die Kraft.

Zahllose Gedanken schwirren mir durch den Kopf, erzeugen einen Nebel, durch den ich nicht hindurchblicken kann. Blind starre ich erst zur Leiche und dann zum Monster, von dem ich nicht mehr als die zu einem Grinsen gebleckten Zähne erkenne. „Einfach wunderbar. Gib dich ruhig ganz der Angst hin.“ Der Rest seines schwarzen Körpers verschmilzt nahtlos mit der Nacht. Mein Herz schlägt immer schneller. Ein flaues Gefühl macht sich in meinem Magen breit.

„Was willst du von mir?“, frage ich die finstere Gestalt. „Es ist schon seltsam, findest du nicht?“ Langsam, bedächtig umkreist er mich und den stinkenden Leichnam.

„Die Evolution hat einige interessante Ernährungsweisen hervorgebracht. Ist dir bewusst, dass Spinnen ihren Opfern Magensäfte injizieren und sie danach leer saugen? Einige Seeschnecken fangen ihre Beute in einer fleischigen Tasche, die sich aus ihrem Fuß bildet und später raspeln sie die Weichteile ihrer Opfer heraus.“ „Warum erzählst du mir das?“ Meine Stimme klingt extrem rau. Ich krieche rückwärts und starre ihn mit großer Furcht an. Er schmatzt und sein Grinsen wird breiter. „Dies wollte ich dir erzählen, bis du mich unterbrochen hast.“ Der beißende Geruch meines Erbrochenen mischt sich mit dem Moder der Leiche. Meine Bauchschmerzen werden stärker und ich muss einen weiteren Schwall Galle herunterschlucken.

„Wo waren wir?“, fragt er mich mit einem sarkastischen Unterton. Ich antworte ihm nicht. „Nahrung. Genau. Deswegen bin ich hier. Versteh mich nicht falsch, es ist nichts Persönliches, aber deine Angst ist einfach wunderbar. Ich konnte einfach nicht widerstehen und bin ihr einfach gefolgt, wie ein Moskito dem Blutgeruch folgt.“ „Was?“, erfrage ich in meiner Verwirrung. Er lacht. Laut. Herablassend.

„Du verstehst es einfach nicht, du dämliches Weib.“ Sein tödlich kalter Blick richtet sich auf mich. Seine Lippen sind weiterhin zu einem breiten Lächeln verzogen. „Aber bald wirst du es verstehen.“

Er geht vor mir in die Hocke. Wir sind nun auf Augenhöhe, doch ich rutsche immer weiter rückwärts, schürfe mir am Asphalt die Hände auf und schüttele mit hemmungslos fließenden Tränen den Kopf. „Lass mich in Ruhe!“ Erneut ist sein Lachen das Einzige, was ich höre. Ich presse mir die schmutzigen Hände auf die Ohren, ziehe die Knie an die Brust und schließe wimmernd die Augen.

Er soll verschwinden. Verschwinden, verdammt!

„Sehr bald.“

Ein Wispern. Direkt neben meinem Ohr.

Ich schreie auf. Totale Panik durchfährt meinen Körper. Es wird immer dunkler. Meine Wahrnehmung ist wie abgeschaltet. Einzig das Gefühl der Angst bleibt, während die Zeit nicht mehr zu existieren scheint, bis mein Partner mich findet.

Man hat mir später erzählt, dass mein Partner mich suchen gegangen ist, weil ich nicht vom Rauchen zurückgekehrt bin. Er hat mich daraufhin weinend und verstört neben einer stark verwesten Leiche auf dem Parkplatz gefunden. Durch diesen Vorfall wurde ich auf unbestimmte Zeit beurlaubt, da ich in diesem Zustand meiner Arbeit nicht mehr nachgehen kann. Ich habe immer das Gefühl, dass das Monster mit den schwarzen Schwingen bei mir ist und mich beobachtet.

einzel-creepypasta/das_monster_mit_den_schwarzen_schwingen.txt · Zuletzt geändert: 28.03.2022 13:44 von lou