reihe:cyberpunk-red_alert:justin_jefferson
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reihe:cyberpunk-red_alert:justin_jefferson [22.04.2021 07:35] – angelegt hikaru_mitena | reihe:cyberpunk-red_alert:justin_jefferson [23.04.2021 09:28] (aktuell) – hikaru_mitena | ||
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- | ===== Justin Jefferson ===== | + | ===== Cyberpunk - RED Alert - Justin Jefferson ===== |
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+ | ==== Der Tag, an dem Justin Jefferson starb ==== | ||
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+ | ==== Erster Akt ==== | ||
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+ | „Also gut, Mrs. Tucker, dann werden wir eben kurz vorbeikommen und diese ungewöhnlichen Geräusche untersuchen. Ich werde sofort meinen Partner mobilisieren, | ||
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+ | Sichtlich genervt legte John Ashmoore den Hörer seines altmodischen Telefonapparates auf die dafür vorgesehene Gabel und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Wange. Es war ein heißer Julitag und die Sonne schien ohne Unterlass. Nicht eine Wolke war am Himmel über Helligenstadt zu sehen. Sein Partner saß ihm direkt gegenüber und musterte die neusten Meldungen aus dem Cybernetzwerk, | ||
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+ | „Wieder diese Tucker?“, fragte sein Partner gereizt. Ashmoore nickte nur – dabei nahm er einen Schluck Kaffee aus seiner übergroßen Tasse. „Irgendwie scheint die ihr Leben nicht gerade im Griff zu haben, oder warum sind wir da fast jede Woche, um nach dem Rechten zu sehen?“, mit diesen Worten nahm Justin Jefferson seine Dienstpistole aus der Schublade und prüfte nach, ob noch genügend Patronen vorhanden waren. Ashmoore zog seinen Mantel an und zupfte die Manschetten zurecht. | ||
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+ | „Keine Ahnung, Justin – ich denke einfach, sie hat permanent Angst vor irgendetwas, | ||
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+ | „Gibt es keine anderen Polizisten in dieser verdammten Stadt?!“, fragte Justin wütend, dabei steckte er seine Dienstmarke in die Innentasche seiner schwarzen Bomberjacke; | ||
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+ | Der Wagen lag in der Tiefgarage des Departments Blue, das im Westen von Helligenstadt ansässig war, direkt neben den Elektrowerken, | ||
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+ | „Ich dachte, Du hast mit dem Rauchen aufgehört, John?“ Verwundert bemerkte Ashmoors Partner, wie dieser aus dem Handschuhfach des Wagens eine Packung „West-Like“ hervorholte und sich genüsslich eine Zigarette in den Mund steckte. „Falsch gedacht, Justin. Sollte aber nicht dein Problem sein.“ | ||
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+ | „Das ist nicht gut für deine Gesundheit.“ – „Ach was,“ gab Ashmoore spöttisch zurück. „Dieses Xenoph soll aber gesund sein, oder was?! Denke an meine Worte, diese Pflichtdroge bringt uns alle noch ins Grab.“ | ||
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+ | „Immerhin soll sie die Konzentration schärfen und verleiht ein Glücksgefühl. Sonst wäre dieser nervige Job nicht auszuhalten“, | ||
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+ | //Old Dover Town – Badass-Street | ||
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+ | Die Fahrt verlief ereignislos. Je weiter sie Richtung Süden fuhren, desto älter wurden die Bauten von Einfamilienhäusern. Kaum zu glauben, dass die Stadtverwaltung hier nicht schon längst modernere Häuser errichten ließ. Weiter am Horizont konnte man am Meerufer einige Fabriken erkennen, die ihre giftigen Rauchwolken in den Himmel stießen. Es war John, der das Schweigen unterbrach: „Hier ist es… mal wieder. Badass-Street Nr. 102. Soll ich lieber gehen oder willst Du…“ Justin unterbrach: „Ja, geh Du lieber. Ich habe schlecht gefrühstückt, | ||
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+ | Mit einem wissenden Lächeln stieg Ashmoore aus dem Wagen und ging eiligen Schrittes zur Haustür von Mrs. Tucker. Er kannte seinen Partner nur zu gut. Dieser war nicht gerade einfach im Umgang mit anderen Menschen. Es war überhaupt ein Wunder, dass Justin Jefferson eine Familie gründen konnte. Dabei meinte seine Frau immer, dass sie die einzige sei, die ihn wirklich verstehen würde. Als dann noch ihr Sohn vor sechs Jahren geboren worden war, schien das Glück für Justin kein Ende nehmen zu wollen. Er wurde dadurch etwas ruhiger, auch vorsichtiger. Wenn er früher einen Erpresser oder Dealer dingfest machen wollte, dann preschte er ohne jegliche Deckung hervor, um seine Gegner schnell zu stellen. Heute überließ er liebend gerne die Vorhut seinem Partner Ashmoore und agierte immer mehr im Hintergrund. Es machte John nichts weiter aus. Er selbst hatte keine Familie und machte sich bestenfalls um seinen schönen Mantel Sorgen als um sein eigenes Leben. Ashmoore war eher der knallharte Typ, wenn es um Ermittlungen ging. Er machte seinen Dienst immer zu 100% korrekt. Achtete Vorschriften und unterließ es immer wieder, zu emotional zu reagieren. | ||
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+ | An der Tür angekommen, betätigte John den kleinen, grünen Knopf, der eine Klingel im Hausinneren aktivierte. Nach kurzen Momenten öffnete eine hagere, kleine Frau die Tür und blickte den Sergeant ängstlich an. Er erkannte die Dame sofort. Es war Mrs. Tucker. Doch dieses Mal schien sie wirklich in Angst und Sorge zu stecken. | ||
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+ | Oh, gut, dass Sie gekommen sind“, begrüßte sie den Sergeant mit zitternder Stimme. Ihr war die Nervosität buchstäblich ins Gesicht geschrieben. „Ich dachte schon, Sie würden gar nicht mehr kommen, da ich schon öfter angerufen hatte.“ | ||
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+ | „Es ist mein Job, Mrs. Tucker“, sagte Ashmoore schroff und sah sich im Hausflur um. „Am Telefon sagten Sie, Sie hörten merkwürdige Geräusche? Ich bin hier, um sicherzustellen, | ||
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+ | „Ich bin mir sicher, dass jemand im Keller ist, Mr. Ashmoore. Seit einigen Tagen habe ich das Gefühl nicht mehr alleine hier im Hause zu sein.“ – „Sie leben aber alleine? | ||
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+ | „Ok – Ich werde der Sache nachgehen, bleiben Sie bitte hier oben. Ich werde meinen Kollegen rufen, damit er auf sie aufpasst.“ In den Augen der kleinen Frau regte sich so etwas wie Dankbarkeit. John nahm währenddessen sein Funkgerät zur Hand und rief nach Justin, der sich mit einem lauten Knacken meldete: „Ja, John, was ist?“ | ||
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+ | „Bewege deinen Hintern hierher und leiste Mrs. Tucker ein wenig Gesellschaft. Ich muss mal eben im Keller nachsehen“, | ||
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+ | Die Kellertür war automatisch und öffnete sich, wenn eine Person in den Bewegungsmelder geriet. Recht praktisch, doch auch schon etwas in die Jahre gekommen. Überall an den Wänden und an der Tür selbst fand man Spuren von Rost. Einige Spinnweben überzogen die dunklen Ecken des langen Ganges, der immer weiter nach unten führte. Eine schwache Neonlampe spendete nur unzureichend Licht. John war es nicht ganz wohl dabei, diesen Keller zu untersuchen, | ||
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+ | „Justin? – Kommen!“, leises Rauschen, dann ein Knacken. „Ja, John?“ | ||
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+ | „Frage mal Mrs. Tucker, wann sie das letzte Mal hier unten war. Habe gerade den Lichtschalter betätigt, doch der scheint nicht mehr zu funktionieren. Der Raum bleibt stockdunkel.“ | ||
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+ | „Einen Moment, John.“ – Es dauerte ein wenig. Es waren nur Sekunden, doch Ashmoore kam es so vor, als wenn es Ewigkeiten dauern würde. In dieser Zeit nahm er seine kleine LED-Leuchte aus seinem Mantel und versuchte mit Hilfe eben dieser seine Umgebung genauer zu betrachten. Die kleine Lampe war zwar vom Handling her einfach zu bedienen, doch sie spendete nur sehr wenig Licht, kaum mehr als ein Feuerzeug. Daher war auch der Blickwinkel mehr als nur eingeschränkt und John konnte nur wenig erkennen. | ||
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+ | „John!“, | ||
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+ | „Hatte ich mir gedacht. Na, dann bleibt mir nichts Anderes übrig, als mit meiner kleinen Taschenlampe hier den Raum zu durchsuchen. Warte auf weitere Meldungen von mir! Over!“ | ||
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+ | Der Kellerraum war mittelgroß, | ||
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+ | John schreckte erst hoch, als er so etwas wie einen Schritt hinter sich hörte. Jemand anderes war hier im Kellerraum. Jemand – der sich bis jetzt nicht gezeigt hatte. War es Justin? Wenn er es wäre , dann hätte er doch was gesagt, oder? Ashmoores Instinkt war in Alarmbereitschaft. Er drehte sich um und beleuchtete, | ||
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+ | Ein Knacken und ein kurzes Rauschen, dann meldete John sich bei Justin: „Hey Partner. Bist du zufällig hier unten?“ | ||
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+ | „Was? Was meinst Du? – Ich bin noch immer mit Mrs. Tucker hier oben. Was ist denn los bei dir da unten?“ | ||
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+ | „Keine Ahnung. Doch ich denke, ich bin nicht mehr alleine hier“, in Ashmoores Stimme lag ein Anflug von Unbehagen. Dies spürte Justin und antwortete schnell: „Soll ich runter kommen? | ||
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+ | „Nein. Warte oben, bitte! Doch halte deine Waffe bereit! Wenn hier jemand ist, dann muss er zwangsweise die obere Kellertür passieren.“ | ||
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+ | „Alles klar, John. Ich warte hier.“ – Leises Knacken und dann wieder Stille. | ||
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+ | Abermals kamen John die übelriechenden Körbe neben der Waschmaschine in den Sinn. Mrs. Tucker war seit einer Woche nicht mehr hier drin, und die Körbe waren groß genug, um einen menschlichen Körper zu…. | ||
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+ | Ein lautes Geräusch durchzog den engen Kellerraum und bestätigte, | ||
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+ | „Halt! Bleiben sie stehen! Im Namen des Gesetzes!“, | ||
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+ | Weitere schnelle Schritte. Offenbar wollte sein Angreifer fliehen. Justin! – schoss es John durch den Kopf. „Justin! Schnell! Er ist auf dem Weg nach oben! Hörst Du? Ein unbekannter Mann kommt auf dich zu! Er hat eine Waffe und scheut sich nicht, diese auch einzusetzen!“ | ||
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+ | Kurzes Rauschen, bevor die Antwort von Justin kam: „Ok, John. Bin bereit!“ | ||
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+ | Kurzes Aufrappeln und Checken der Lage im Kellerraum. Als Ashmoore sicher war, dass hier unten nichts weiter Interessantes zu finden sei, hechtete er nach oben, dorthin, wo nun auch Justin war, um den Unbekannten zu stellen. So hoffte er jedenfalls. | ||
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+ | ==== Zweiter Akt ==== | ||
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+ | „Was ist passiert!? Mrs. Tucker? Wo ist mein Partner? Hören sie mich!?“ – John rüttelte verzweifelt die Schulter der am Boden liegenden Mrs. Tucker, die nur zögerlich wieder zu sich kam. Erst einige Momente später fiel ihm ein, dass er noch sein Funkgerät hatte. Hastig betätigte er die Sprechtaste – wohlwissend, | ||
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+ | „Oh mein Gott… es war Alex“, verdutzt sah John sie an und fragte ungläubig nach: „Was?! Sie kennen die Person, die im Keller war?“ | ||
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+ | „Ja – es war Alex… Alex Burton. Ein Herumtreiber in dieser Gegend, dem man nicht Gutes nachsagt. Aber nie hätte ich gedacht, dass er eine Waffe bei sich führt, und schon gar nicht, dass er in meinem Keller sich versteckt hielt.“ | ||
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+ | Ashmoore musterte das Röhrchen mit der Pulverprobe, | ||
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+ | „Wissen Sie, was dies hier sein könnte? Da unten lagern mindestens ein Dutzend Beutel des gleichen Inhaltes.“ | ||
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+ | Mit verkniffenen Augen musterte Mrs. Tucker das Röhrchen – einen Moment später schüttelte sie energisch mit dem Kopf. Es war ihr anzusehen, dass sie nicht wusste, was dieses Pulver war. Ashmoore hatte auch nicht erwartet, dass sie überhaupt was von den Geschehnissen, | ||
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+ | „Na, dann hilft mir womöglich nur noch der Analysecomputer meines Wagens was, wenn Justin ihn nicht gerade in Beschlag genommen hat. Für Sie, Mrs. Tucker, besorge ich dann mal eben schnell einen Medi-Roboter – der wird sich um sie kümmern.“ | ||
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+ | Mit diesen Worten verließ John das Haus und trat auf die Straße. Er bemerkte, dass der Porsche immer noch da stand, wo er bei Ankunft abgestellt wurde. Justin verfolgte also diesen Alex Burton zu Fuß, schoss es Ashmoore durch den Kopf. Mit einem Knopfdruck öffnete sich die Fahrertür und gab den Blick frei auf die Armaturenfläche. Er griff nach seinem Mobil-Phone, | ||
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+ | „Verdammt“, | ||
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+ | Ashmoore nahm eine der beiden Cyberbrillen vom Rücksitz des Wagens und setzte diese auf. Das war die letzte Möglichkeit, | ||
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+ | „Er ist in der Old Dover-Station. Nur einen Kilometer von hier entfernt.“ Seine Gedanken wurden vom Ergebnis der Analysemaschine unterbrochen. Eine verzerrte Computerstimme gab das Ergebnis bekannt: „Analyse abgeschlossen. Ergebnis: Methamphetamin – synthetisch Formel: C10H15N – umgangssprachlich auch Crytal Meth – seit Beginn dieses Jahrhunderts ist Vertrieb verboten worden und vom Konzern nicht autorisiert.“ – Ein kurzer Piepton gab das Ende des Ergebnisses bekannt. | ||
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+ | Alex Burton war also ein Drogendealer oder vielleicht noch was Schlimmeres? | ||
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+ | //Old-Dover Station | ||
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+ | Justin verfolgte Alex Burton durch sämtliche Seitengassen und engen Straßen von Old Dover Town, dabei musste er bissigen Vorstadthunden und fauchenden Katzen ausweichen und rutschte beinahe auf einer Bananenschale aus. Doch er verlor sein Ziel nicht aus den Augen. Zwei Dinge spornten ihn an, den Unbekannten zu erwischen. Einmal die Tatsache, dass dieser versuchte, seinen Partner John Ashmoore zu töten; und dann, dass er einfach von so einem Lederjackenpunk überrumpelt wurde. Zwar stand Justin bereit, diesen in der Wohnung von Mrs. Tucker zu stellen, doch der Flüchtende blies ihm eine Ladung weißes Pulver mit kleinen Glasscherben ins Gesicht. Es dauerte ein wenig, bis Justin sich sicher war, alles aus seinem Gesicht entfernt zu haben – anschließend nahm er die Verfolgung auf. | ||
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+ | Die Pistole geladen und im Anschlag, jagte er den Verdächtigen bis zur Old Dover Station, der um diese Tageszeit nur mäßig von Passagieren besucht war. Viele duckten sich willkürlich in die Ecken des großen Bahnhofsgebäudes, | ||
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+ | Alex Burton rannte so, als wenn es um sein Leben ginge. In gewisser Weise stimmte dies auch. Drogendealer, | ||
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+ | Am Gleis Drei angekommen machte Justin Jefferson ihm einen Strich durch sein Vorhaben. Durch eine Abkürzung konnte Justin früher an das besagte Gleis gelangen und erwartete den kleinen, hageren Dealer mit erhobener Waffe, dessen Mündung nun auf dessen Kopf gerichtet war. Doch auch hier war der Gangster vorbereit. Zunächst ließ er Justin im Glauben, er hätte gewonnen, und baute sich mit erhobenen Händen vor dem Polizisten auf: | ||
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+ | „Was hast Du jetzt vor, Bullenschwein!? | ||
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+ | „Zunächst möchte ich, dass Du Ratte deine Waffe mit zwei Fingern hervorholst und diese langsam auf den Boden legst. Danach schiebst du sie zu mir rüber! Wird es denn bald mal was?! Waffe auf den Boden und zu MIR rüber!“ | ||
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+ | Alex tat, wie ihm befohlen. In Gedanken allerdings suchte er nur noch einen richtigen Moment, um sein Gegenüber aus der Fassung zu bringen. Er wollte die Kontrolle über diese Situation wiedererlangen. Er wusste allerdings auch, dass Justin auf Zeit spielen konnte. Je länger sie beide hier waren, umso größer war die Wahrscheinlichkeit, | ||
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+ | „Hey Bulle – hier liegt nun meine Waffe! ...“ | ||
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+ | „Zu mir rüber, du Arschloch!“, | ||
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+ | „Eine Frage,“ sagte Burton mit einem boshaften Lächeln, „Ich kenne dich irgendwoher.“ | ||
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+ | „Was soll das?! Waffe rüber! Du...“, Justin wurde jäh unterbrochen: | ||
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+ | „Entweder Du hältst jetzt die Schnauze und schiebst deine Waffe rüber oder ich hole mir sie und schlage dir die verdammten Zähne ein!“, Justin wurde immer ungehaltener, | ||
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+ | Ein leises Lachen aus Burtons Mund war zu hören. Er freute sich offenkundig über dessen schroffen Befehlston. „Hahahaha – ich kenne dich und deine Familie. Besonders aber deinen Sohn – wie war noch sein Name? Ah ja… Jack, nicht wahr?“ | ||
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+ | Verblüfft und zornig zugleich blickte Justin in die blutunterlaufenden Augen seines Gegenübers. Zähneknirschend gab er nur widerwillig eine Antwort: „Was hat mein Sohn mit dir Abschaum zu schaffen? Er kennt dich nicht, dass weiß ich genau!“ | ||
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+ | „Er kennt mich nicht – da hast du Recht – doch ich kenne seine Schule und ihn. Jedenfalls einige seiner Klassenkameraden. Wäre doch echt schade, wenn dem Kleinen was passieren würde, oder? Vielleicht gebe ich ihm und seinen Freunden mal etwas von meinen „besonderen“ Süßigkeiten.“ | ||
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+ | „Was meinst Du?“, entfuhr es Jefferson hart, „was ist in deinen besonderen Süßigkeiten? | ||
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+ | „Hmmm. Ich denke, dein Kollege wird mein Lager im Keller von Mrs. Tucker gefunden haben und er wird auch die Substanzen dort bereits überprüft haben. Naja – da Du mich nun dingfest machen willst, kann ich es dir auch so sagen. Drogen, mein lieber Justin. Genauer gesagt: Crystal Meth. Er wird seine Freude daran haben, der Kleine.“ | ||
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+ | Innerlich bebte Justin vor Wut – alle negativen und nur erdenklichen Gefühle kamen in ihm hoch und er verspürte immer mehr den Wunsch danach, den Dealer, der nun vor ihm stand, einfach so zu erschießen. Er betätigte den Abzug seiner Pistole und rang um Fassung. Er war noch immer ein Hüter des Gesetzes und er durfte nicht einfach einen Bastard wie Alex Burton erschießen. Das wusste er und so konnte er nur noch einmal eindringlich auf die Waffe hinweisen, die noch immer vor den Füßen von Burton lag. | ||
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+ | „Halte deine elende Fresse, du perverses Arschloch! Deine Waffe – sofort! Oder ich muss dich erschießen – damit würdest Du mir noch einen Gefallen tun. Wie krank muss man sein, um Kindern Drogen zu verabreichen? | ||
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+ | Alex Grinsen wurde breiter. Er hatte Justin schon da, wo er ihn haben wollte. Er setzte jetzt alles auf eine Karte: „Okay – hier ist sie!“ | ||
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+ | Kaum hatte Alex die Worte ausgesprochen, | ||
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+ | „Glaube mir! Das würde ich nur zu gerne. Doch ich bin nicht so ein verkommenes Stück Dreck wie Du.“ | ||
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+ | In der Ferne hörte man einen Zug heranrasen. Alex blickte sich um. | ||
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+ | „Entweder die Bahn erledigt mich oder du erschießt mich einfach! Du hast die Wahl – oder willst Du mich retten? | ||
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+ | In den Gedanken von Justin überschlugen sich die Möglichkeiten seiner wenigen Optionen. Er musste Burton retten, wenngleich dies gegen sein persönliches Ego ging. Er hasste diese Person mit allen Fasern seines Herzens, dennoch musste er ihn retten. | ||
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+ | „Hier, nimm meine Hand!“, rief Jack zu Alex runter, die Pistole noch immer in der Hand auf dessen Kopf richtend. | ||
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+ | Es dauerte einige Sekunden, doch letztendlich gelang es Justin, den verletzten Burton wieder auf den Bahnsteig zu heben, noch bevor der Zug an beiden vorbeirauschte. | ||
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+ | „Justin – das hättest Du nicht tun sollen…“, | ||
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+ | „Was? – Du bist verhaftet. Du hast das…“ Justin konnte den Satz nicht mehr zu Ende sprechen. Das Letzte, was er noch hörte, war ein hallender Knall, ausgelöst von einer kleinen Handfeuerwaffe, | ||
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+ | Die Menschen auf den Bahnsteigen und Treppen, die nach oben in die Bahnhofhalle führten, hielten alle den Atem an. Jeder konnte diesen lauten Schuss hören und alle verfolgten eher passiv das ganze Geschehen, das sich am Gleis soeben zugetragen hatte. Alex Burton rappelte sich humpelnd auf und wollte zu seiner Waffe gehen, um diese aufzunehmen, | ||
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+ | Der Medi-Roboter, | ||
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+ | ==== Dritter Akt ==== | ||
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+ | //Lower Eastside – 2 Stunden später – Mainstreet Two –Justin Jeffersons Wohnung…// | ||
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+ | „Wo ist es passiert? | ||
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+ | „Old Dover Station“ – die Spurensicherung ist noch vor Ort – denke, die werden die persönlichen Sachen von Justin morgen vorbeibringen, | ||
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+ | „Was soll das jetzt noch bringen? Du warst doch Zeuge dessen oder, John?“, wollte Melissa wissen. | ||
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+ | „Ich kam leider zu spät. Als ich das Gleis erreichte, hatte Burton schon den Schuss abgegeben und sich wieder aufgerappelt. Ich konnte nur noch verhindern, dass er sich seine Waffe nehmen und verschwinden konnte.“ | ||
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+ | Melissa fing wieder an zu weinen, als sie sich die Situation im Geiste zum wiederholten Male vorstellte. Es dauerte einige Augenblicke, | ||
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+ | „Was meinst Du? Wird er es verstehen? Ich meine, er ist erst sechs Jahre alt. Doch er wird es auch merken, dass sein Vater nicht wieder nach Hause kommen wird.“ | ||
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+ | Melissa sah auf und musterte John intensiv: „Er wird es verstehen müssen. Wie wir alles es verstehen lernen. Es wird hart für ihn sein. Andere haben noch ihre Väter – besonders die Kinder in seiner Klasse. Mir wird nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass Jack ebenso werden wird wie sein Vater.“ | ||
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+ | John stand auf und ging zum Fenster, das einen Blick auf die Hochhäuser von Helligenstadt offenbarte, dessen Scheiben die Nachmittagssonne reflektierten. Gedankenverloren sprach er mehr zu sich selbst als zu Melissa in diesem Moment: „Ich kenne die Bewunderung des kleinen Jack Jefferson für die Polizei und seinen Vater. Er war immer stolz darauf, dass sein Vater bei der Polizei war. Darum gebe ich dir ein Versprechen, | ||
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+ | Die junge Mutter sah zu John hoch: „..und das wäre? Was hast du vor?“, fragte sie neugierig. | ||
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+ | „Sofern Jack jemals bei der Polizei sein wird. Sofern er die Akademie schafft, meine ich natürlich nur. Solange werde ich alles daran setzen, dass ihm nichts passiert – ich werde ihn beobachten, Melissa, und mache dir keine Sorgen, ich möchte ebenso wenig wie Du, dass ihm das Gleiche passiert wie seinem Vater. Doch er soll es auf keinen Fall merken. Er soll nicht merken, dass ich persönlich was damit zu tun habe, dass er möglichst einen angenehmen Job hat, verstehst du!?“ | ||
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+ | Melissa nickte nur stumm. Beide sahen sie nun aus dem Fenster. Beide blickten mit Sorge, aber auch mit Zuversicht in die Zukunft dieser verrückt gewordenen Welt. Der Welt von Helligenstadt. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem aus dem kleinen Jack Jefferson ein Polizist werden würde. Es würde der Tag kommen, an dem man ihm alles erklären müsste. Doch – so hofften beide – dass diese Zeit noch lange auf sich warten ließe. | ||
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+ | ENDE | ||
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+ | * Ursprung: | ||
+ | * Übernommen am: 22.04.2021 11:55 | ||
+ | * Vertonungen: | ||
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reihe/cyberpunk-red_alert/justin_jefferson.1619076947.txt.gz · Zuletzt geändert: 22.04.2021 07:35 von hikaru_mitena