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reihe:sleepless:sleepless_untold_teil_1

Untold I:

Prolog: Eine unerzählte Geschichte

Prasselnder Regen. Kalt und unbarmherzig. Passt zu mir. Stehe am Ort der ewigen Ruhe. Blick auf drei steinige Denksteine. Werde an die drei Menschen erinnert, die mir am meisten bedeutet haben. Lege vor jedem Grabstein eine Rose hin. „Ruht in Frieden und wacht über mich.“, flüstere ich mit gesenktem Kopf. Meine braunen, schulterlangen Haare hängen mir nass im Gesicht. Mein Staubmantel, den ich mir vor Kurzem angeeignet habe, ist vom ganzen Regen etwas schwerer geworden. Meine Hände gleiten in meine Taschen. „Du vermisst die Drei wirklich, nicht wahr?“, fragt meine Stimme im Kopf. „Nein. Bin nur hier, um aus Lust an der Freude zu trauern.“, entgegne ich ironisch und blicke auf das Grab von Sunny herab. Lars schweigt. Kennt mich gut genug, um zu wissen, wann er besser zu schweigen hat. Sunny…Alice…Einauge… Werde euch Drei niemals vergessen. Lebt in mir weiter. Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf mein nasses Gesicht, als ich mich zum Gehen wende.

Ein halbes Jahr ist es bereits her, seit dieser Pseudogott die halbe Welt vernichtet hat. Gehe von diesem verdammten Ort. Ohne mich noch einmal umzudrehen und die Gestalt in Augenschein zu nehmen, welche auf einem Hügel in der Nähe, auf mich herabblickt. Frage mich, was der König der Kreaturen mit mir zu bereden hat. Kann seinen gesichtslosen Blick auf mir spüren. Er wird bald zu mir kommen. Und er weiß, dass ich es weiß. „Ist dir bewusst, wie gefährlich er ist?“, fragt Lars warnend. Seufze stark. „Ist DIR bewusst, dass jede Art von Hautkontakt sein erneutes Ende bedeutet?“, erwidere ich selbstsicher und schreite in Richtung einer größeren Siedlung. Ein verhängnisvoller Schleier hängt über ihr, als wenn sie meine Ankunft erwarten würde. Grinse breit. Ein neues Jagdgebiet erwartet mich. Sie denken, dass sie die größte Krise überstanden haben. Glauben, dass Frieden einkehrt. Falsch gedacht. Die Welt ist dank der Apokalypse, zu einem großen Spielplatz für Wesen wie mich geworden. Sie rechnen nicht damit, dass der gefährlichste Mörder dieses Planeten noch immer lebt.

Checke kurz meine Taschen. In Jeder ein Skalpell. An meinem Hosenbund eine geladene Pistole. In meiner Hosentasche, zwei Clips für die Waffe. Lasst den Spaß beginnen. Die Krankheit erreicht die Siedlung. Die Welt wird an mir zerbrechen. Werde meine Freude daran haben. Sunny..Alice..Einauge… Beobachtet mich! Hebe kurz meine Faust für die Drei in den Himmel, während ich die Siedlung erreiche.


Kapitel 1: Mal wieder die Bar

„Könnt ihr hier auch Bloody Marys mixen?“, frage ich die ängstlich blickende Barfrau mit einem finsteren Lächeln. Die Bar betrachtet mich angespannt. Sie haben mich erkannt. Habe mich auch nicht vermummt. Warum auch? Die Exekutive ist vollkommen unorganisiert und chaotisch. Kommt mir jemand krumm, dann endet deren Leben schneller, als ihnen lieb ist. So wie der tote Kerl neben mir. Pech gehabt. Was labert der mich auch voll!? Von wegen Nächstenliebe und was ich mir einbilde, Menschen zu töten. Das hat sich für mich ganz nach „Bitte schneide mir die Kehle auf“, angehört. Kichere bei dem Gedanken schadenfroh. Bin durch den Regen etwas durchgefroren. Doch allmählich wärmen sich meine Hände auf. „J-ja.“, gibt die Barfrau ängstlich zurück. Ihr Zittern und ihre zögerlichen Bewegungen verleihen der Szenerie eine gewisse Ausweglosigkeit. Schaue mich um. Keiner hält meinem Blick stand. Alle schauen zu Boden, oder woanders hin, wenn mein Blick sie erreicht. Wie trist. Sie haben noch mehr Angst vor mir, als vor der Apokalypse. Gut so.

Das Geräusch eines Glases, das sachte auf einen harten Untergrund gestellt wird, lässt meinen Blick wieder zum Tresen wandern. Die blutrote Flüssigkeit, welche sich innerhalb des Glases befindet, erinnert mich augenblicklich an meinen sehr trockenen Mund. Setze mein Getränk an. Nehme einen großen Schluck. Die nach Tomaten schmeckende Bloody Mary, fließt meine Kehle hinunter. Liebe diesen Geschmack so abgöttisch. Stelle das halbvolle Glas auf den Tresen und betrachte die verängstigte Barfrau. „Gibt es etwas Interessantes in dieser Stadt?“, frage ich kühl. Habe keinen Grund für Freundlichkeiten. Sie zuckt zusammen, als würden meine Worte einer eisigen Woge gleichen.

Sie scheint zu überlegen. Kurz ist es still. So still, dass ich das schwere Atmen einiger Anwesender hören kann. „Na-naja“, beginnt die Angesprochene zögerlich. Ihre brüchige Stimme lässt sie verdammt lächerlich wirken. Hebe eine Augenbraue. „Sprich!“, fordere ich barsch. Hasse es, wenn Leute so rumeiern..

„Es gab in letzter Zeit immer häufiger Fälle von Kindern, welche entführt wurden. Doch das dürfte für DICH nichts Neues sein.“, erklärt die Barfrau etwas mutiger. Sie steht kurz davor, sich in die Dinge hineinzusteigern. Hebe meine Augenbraue. „Was soll das heißen!?“, entgegne ich mit erhobener Stimme. Sie zuckt verstört zusammen. Blicke sie von oben herab an. Kinder werden entführt? Und auf dem Friedhof werde ich von dem König der Kreaturen beobachtet? Wenn das mal nicht zusammenpasst.. „E-Es tut mir Leid. Es ist nur so..“, stottert sie verzweifelt. „Man kann mir viel nachsagen“, beginne ich nachdenklich und nippe kurz an meiner Bloody Mary. Die Barfrau schaut mich überrascht an. „Doch werde ich niemals einem Kind auch nur ein Haar krümmen.“, beende ich meinen angefangenen Satz und trinke meine Bloody Mary aus.

„Als ob so ein Bastard wie du irgendwelche moralischen Grenzen hat!“, ruft ein Mann hinter mir. Wirbel um. Erblicke einen älteren Mann, der sich von seinem Tisch erhoben hat. Seine faltigen Hände zu Fäusten geballt. Sein Blick. Aggressiv. Auf seinem Platz stehen einige leere Shots. Hat sich wohl Mut angesoffen, damit er sich mir entgegenstellen kann. Erhebe mich von meinem Platz und grinse ihn von oben herab an. „Sieh mal einer an. Da will einer unbedingt dem Beispiel des jungen Mannes, neben mir folgen.“, erwidere ich grinsend und trete die Leiche neben mir. Der Alte kommt direkt auf mich zu. Er schwankt bedrohlich. Meine linke Hand gleitet in meine Tasche und umklammert mein kaltes Skalpell. Das wird spaßig. Ein paar Meter vor mir bleibt der angesoffene Kerl stehen.

„Ich habe keine Angst vor dir, Sleepless!“, brüllt der Alte lallend. Er holt weit aus. Schlägt zu. Doch seine eigene Trunkenheit lässt ihn weit verfehlen. Lache laut auf. Ziehe mein Skalpell. Blitzschnell schneide ich in seinen rechten Arm. Schreiend hält er sich die verwundete Stelle. Ein schneller, zweiter Schnitt. In seinen linken Arm. Ein Dritter und ein Vierter, im Selben. Sein Schrei wird lauter. Einige der Barbesucher wenden verängstigt ihren Blick ab. „Helft mir! Bitte! So helft mir doch!“, schreit der Alte verzweifelt. Keiner greift ein. Alle gaffen schockiert oder schauen weg. Sie wissen, dass sie nicht die geringste Chance gegen mich haben. Sie sind lächerlich schwach! „Keiner wird dir helfen, alter Mann. Du bist tot!“, sage ich siegessicher. Er blickt mich flehend an. „Bitte. Ich wollte nicht-“ „Stirb mit Würde, Abschaum!“, brülle ich ihn genervt an. Schneide ihm blitzschnell den Hals auf. Er röchelt erbärmlich. Dieses schwächer werdende Geräusch ist der Wahnsinn. Der Alte klappt leblos zusammen. Lecke den roten Lebenssaft von meinem Skalpell. Der metallische Geschmack belebt meinen gierigen Geist.

„Du hast so seltsame Macken, Alter.“, sagt Lars amüsiert. Lache kurz auf. Schaue mich neugierig um. Keiner erwidert meinen fordernden Blick. Jämmerlich. „Habt ihr keine Eier!? Einer der Euren ist gerade elendig vor eurer Nase verreckt und was tut ihr!? Euch jämmerlich abwenden. Ihr habt nicht das geringste Recht auf Leben!“, schreie ich angewidert in die Runde und ziehe meine Pistole. Für die 5 Jammerlappen müsste ich eigentlich keine wertvolle Munition verschwenden. Doch wenn es etwas gibt, dass ich fast so sehr hasse wie Leute, die unschuldigen Kindern Leid zufügen, dann sind es nervige Gaffer. „Meinst du nicht, dass das reicht, Sleepless?“, fragt eine jugendliche Stimme hinter mir. Erkenne sie wieder. Muss nicht hinschauen, um zu wissen, wer hinter mir steht.

„Hallo Vergo.“, begrüße ich meinen jungen Freund, ohne ihn anzuschauen. Ziele noch immer abwechselnd auf die fünf Schwächlinge. Sie haben mittlerweile ängstlich ihre Hände erhoben. Erster Schuss. Kopftreffer. Der Erste sackt leblos zusammen. Brachiale Panik bricht aus. Die restlichen Vier rennen schreiend an mir vorbei. Drehe um. Schieße vier Mal kurz hinter einander. Alle vier Kugeln sind schneller als ihre fliehende Ziele. Lars hat mich geleitet. Mir vor meinem inneren Auge gezeigt, wohin ich zielen muss. Habe, ohne groß nachzudenken, meine Pistole sehr schnell genauso positioniert und geschossen. „Danke, Lars.“, sage ich breit grinsend. Die Barfrau schreit lauthals. Doch sie flüchtet nicht. „Das war jetzt aber nicht sehr elegant, mein Lieber.“, bemerkt Vergo amüsiert. Kann mir nur vorstellen, wie er hinter seiner weißen Maske grinst. Amüsiert kichere ich kurz und wende mich zur Tür.

„Kommst du mit?“, frage ich meinen jungen Kollegen. Er schüttelt den Kopf und deutet wortlos auf die Leichen. Weiß genau, was er mir damit sagen will. Nicke stumm und verlasse amüsiert die Bar.


Kapitel 2: Königliches Aufeinandertreffen

Mein nächtlicher Weg durch diese große Siedlung, führt zu einem kleinen Haus, welches leer steht. Sehr gut. Werde dort rasten. Fürs Erste. Morgen eigne ich mir irgendein bequemeres Haus an. Die Straßen sind durch flackernde Laternen beleuchtet. Halbwegs zumindest. Absolut niemand, abgesehen von mir, ist momentan zu sehen. Wie eine klischeehafte Geisterstadt. Liebe dieses Gefühl, wenn alles still ist. Die ewige Ruhe der Nacht hat etwas mystisches. Der kalte Regen hat bereits nachgelassen. Bin noch immer etwas durchnässt. Habe den Eindruck, dass dieses eisige Gefühl im Nacken, von IHM ausgeht. Dem mächtigen Wesen, dass mich seit dem Friedhof stetig verfolgt. Im leer stehenden Haus, wird es wahrscheinlich zum unausweichlichen Aufeinandertreffen kommen. Freue mich bereits darauf.

Sehe mich in dem Haus nach etwas halbwegs Gemütlichem um. Werde tatsächlich fündig. Ein alter, ranziger Sessel steht verloren in einer Ecke herum. Sehr gut. Ziehe meinen durchnässten Staubmantel aus und lege ihn sachte neben den Sessel. Nicht lange, nachdem ich Platz genommen habe, fühlt sich die Luft an, als würde sie knisternd zu vibrieren beginnen. Er ist da. Lächele kurz düster. „Willkommen, Slenderman.“, begrüße ich meinen hartnäckigen Verfolger.

Wie aus dem Nichts, steht eine riesige, gesichtslose Gestalt vor meinem Sessel. Sein schwarzer Anzug, wird nur von seinen lächerlich langen Armen übertrumpft. Streiche durch meine nassen Haare und mustere den gesichtslosen Neuankömmling. Der große König der Kreaturen. Einst getötet von meiner verhassten Nemesis, wurde er mysteriöser Weise ins Leben zurückgeholt. Was soll's. „Guten Abend, Sleepless.“, erwidert er mit unmenschlicher, verzerrter Stimme. Nicke stumm.

„Was veranlasst jemanden wie dich dazu, einen „einfachen“ Menschen, wie mir, zu folgen?“, frage ich amüsiert. Das muss ein wirklich interessantes Bild abgeben. Ein riesiges, gesichtsloses Etwas und eine kaum erkennbare Gestalt im Sessel, dessen leuchtende, verschiedenfarbige Augen als einziges zu sehen sind. Amüsanter Gedanke. „Du hast schon lange meine Aufmerksamkeit erlangt. Du bist gefährlich und sehr impulsiv.“, beginnt der lange Gesichtslose mit unmenschlich verzerrter Stimme zu erklären. Er soll mir etwas sagen, was ich noch nicht weiß. „Du hast Alex Nadezha verbal angegriffen. Ohne Seine Hilfe wärst du gestorben.“, fährt er vorwurfsvoll fort. Zucke desinteressiert mit meinen breiten Schultern.

„Und weiter?“, entgegne ich gelangweilt. Slenderman steht starr vor mir. Was will er von mir? „Sei vorsichtig, Sleepless. Er ist gefährlich.“, warnt Lars angespannt. Ignoriere es gekonnt. „Du bist mir ein Dorn im Auge. Schon eine ganze Weile.“, sagt der Gesichtslose bedrohlich. Lache amüsiert auf. Er kommt zum Punkt. Stehe langsam auf. Beginne den König der Kreaturen wie eine Hyäne zu umkreisen. „Eine Berührung und deine Macht ist nutzlos, Abschaum. Auch du bist mir ein Dorn im Auge“, beginne ich verächtlich. Spanne meine Muskeln an. Ziehe eines meiner blutigen Skalpelle aus der Hosentasche. „Du meinst, weil ich Kinder zu Proxys werden lasse?“, fragt mein Gegenüber. Er sagt es so beiläufig. Als wäre es keine große Sache. Hurensohn.. „Du tötest sie auch, ohne sie zu Sklaven werden zu lassen. Abschaum. Bist nicht anders, als der Rest der Menschheit. Siehst nur beschissener aus.“, denunziere ich den ach so großen König.

Ohne Vorwarnung verschwindet Slenderman. Lässt nichts außer wirbelnden Staub zurück. Aus dem Nichts dringt eine eisige, verzerrte Stimme an mein Ohr:„Wenn du wüsstest, Mörder.“ Alles ist still. Spucke verächtlich auf den Boden. Streiche mir meine Haare aus dem verschwitzten Gesicht. Dieses Aufeinandertreffen hat mich bereits angespannt. „Nochmal Glück gehabt.“, spricht Lars erleichtert. Schnaube wütend. „Im Gegenteil. Das Ganze ist erst der Anfang.“, erwidere ich kühl und schaue aus einem ausgeschlagenen Fenster, in die kalte Nacht. „Wie meinst du das?“ „Genauso, wie ich's sagte. Wir haben einen neuen Feind…“, gebe ich grinsend zurück, während ich in der Ferne eine große Gestalt auf einem Hügel zu erkennen glaube. Bald…


Epilog: Des Königs treuer Sklave

„Schmeckt der Drink?“, fragt mich die neue Barfrau höflich. Sie schaut mir interessiert in die Augen. Sie scheint zu wissen, wer ich bin. Hat dennoch keine Angst vor mir. Interessant. Nicke stumm und nippe genüsslich an meiner Bloody Mary. Der Geräuschpegel der Bar ist lauter als ich es gewohnt bin. Es ist viel los. Ebenso stickig ist die Luft. Schweiß. Kotze. Alkohol. Essen. Urin. Ekelhaftes Gemisch. „Ist heute etwas Besonderes?“, frage ich interessiert und schaffe es so, den widerlichen Geruchcocktail zu vergessen. Die Barfrau zuckt erschrocken zusammen. Scheine sie aus ihren Gedanken gerissen zu haben. Amüsant. „Nein. Heute ist nur so etwas, wie eine Konferenz. Das hier ist die Stammbar einer Gang in diesem Ort. Den „Blutwölfen“. Schon mal von denen gehört?“, kommt von der Dame etwas leiser als zuvor. Als wäre das eine streng vertrauliche Information.

„Die Blutwölfe? Die haben echt immer beschissenere Namen..“, spotte ich im Gegenzug etwas lauter. Soll mir egal sein, ob sie mich hören. Als ob ich vor solchen jämmerlichen Halbstarken Angst bekomme. Grinse breit. Sie ebenfalls. Stehe auf und lege Geld auf den schmutzigen Tresen. Einen Fünfziger. „Der Rest ist für dich. Ist mal etwas Anderes, dass ich eine Person treffen, die keine Panik vor mir bekommt.“, erkläre ich mich amüsiert und verlasse die Bar. Raus in den Abend. Gestern habe ich mich noch mit dem „König“ unterhalten. Streife nun durch mein Jagdgebiet. Mein unmenschlicher Blutdurst übermannt mich. Meine verschwitzten Hände beginnen zu zittern. Passiert öfter, wenn meine tödliche Mordlust aufsteigt.

Markante Geräusche aus der Nähe. Ein Spielplatz. Die Stimmen gehören Erwachsenen. Ein paar Schritte nach Norden. Vorbei an einem heruntergekommenen Spätshop. Ein großer Zaun umgibt das Zielareal. Das in der Nacht grau wirkende Gittertor, steht weit offen. Die Stimmen sind immer lauter geworden. Lasst den Spaß beginne. Als meine ersten Schritte auf dem Spielplatz getan sind, erfüllen ohrenbetäubende Schreie die Umgebung. Erschrecke stark. Beschleunige meine Schritte. Hastige Geräusche und vereinzelte Schreie. Sie scheinen weniger zu werden. Was geschieht dort. Verschwommene Gestalten werden durch schwaches Laternenlicht erkennbar. Drei liegen reglos am Boden. Zwei sind in hektischer Bewegung. Kann immer besser sehen. „Bitte! Lass mich gehen!“, schreit eine weibliche Stimme. „V-V-Vergiss E-Es.“, stottert die andere, männliche Stimme kaltblütig. Der Zweite, der gleichzeitig der Kleinere ist, holt aus. Rammt seinen scharfen Gegenstand in den Kopf der wehrlosen Frau. Schrei erstirbt. Sie sackt leblos zusammen.

Gehe langsam auf die Gestalt zu. Erkenne eine blutige Axt in seiner Hand. Eine braune Kapuze ist über seinen Kopf gezogen. Er dreht sich um. Sehe eine runde, gelbe Brille. Könnte auch orange sein. Ist schwer in diesem matten Licht zu erkennen. Sein Mund ist von so einer Art Schal umgeben, dessen Muster an ein breites Grinsen erinnert. Aus seiner Kapuze sind quellen braune Haare hervor. „Sieht so aus, als hättest du deinen Spaß gehabt.“, sage ich finster lächelnd.

Er legt seinen Kopf schief. Er sieht aus, als sei er gerade mal 14 oder 15. Trotzdem ist er in mein Jagdgebiet eingedrungen. „E-Ein grünes u-und ein b-b-blaues Auge. D-Du bist S-S-Sleepless.“, stellt er stotternd fest. Hebe meine Augenbraue. „Alter. Dein Stottern nervt mich.“, gebe ich spöttisch zurück und ignoriere seine Feststellung. Verschränke meine muskulösen Arme. Er schweigt. Eine kurze Zeit herrscht angespannte Stille. Die Luft um uns herum scheint zu knistern. Verstehe…

„Bist wohl einer dieser komischen „Proxys“, was?“, frage ich von oben herab. Der Fremde nickt kurz. „M-Mein Name i-ist Ticci T-T-Toby.“, stellt er sich mir vor. Seine Stimme klingt jugendlich. Seufze genervt. Das Stottern geht mir tierisch auf den Sack. Der wird wohl keine schöne Kindheit gehabt haben, mit dieser nervigen Sprachstörung. Lache kurz auf. „Hat dich der Slenderarsch geschickt?“, stoße ich amüsiert heraus. Ticci Toby nickt. „I-Ich soll dich t-t-töten. Mach d-dich bereit, S-Sleepless!“, ruft er und stürmt pfeilschnell auf mich zu. Mein nächster Kampf beginnt………

Fortsetzung folgt.


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