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Rising IV:

Kapitel 1: Erinnerungen

Meine Augen reißen auf. Sehe ein Gesicht knapp vor meinem. Ein weibliches Gesicht. Mit verschieden farbigen Augen. Sunny!? Erschrecke mich stark. Ihr Gesicht entfernt sich von meinem. Merke, dass ich mich wieder bewegen kann. Fahre hoch. Sitze kerzengerade auf dem Bett. Fühle mich dennoch sehr schwach. Sehe, wie Sunny sich etwas in ihren Unterlagen notiert.

„Ich habe deine Organe retten können. Bald wirst du wieder fit sein.“, sagt sie so emotionslos wie immer. Schaue an mir herunter. Meine Verbände sind entfernt. Eine große, runde Narbe auf meiner Bauchdecke. Sieht seltsam aus. Da hat Worse ein Andenken hinterlassen. Bastard!Erinnere mich an den kurzen aber intensiven Kampf gegen Something Worse. Konnte irgendwie sein Leuchten verdrängen. Demnach seine Kräfte schwächen.

„Du wirst mir eine Menge erklären müssen Sunny.“, sage ich bedrohlich. Wenn sie mir keine befriedigenden Antworten liefert, werde ich sie töten! Sunny setzt sich auf ihren Drehstuhl. Deute das als ein Zeichen, dass sie zustimmt.

„Warum hast du mich gerettet!?“, frage ich als erstes. Sie blickt mir in meine Augen.„Weil ich es dir schuldig war, Raphael.“, erwidert sie knapp. Zucke zusammen. Warum nennt sie mich so!?

„Nenn  mich nicht so, Miststück!“, schreie ich sie an. Spüre ein Stechen in meiner Magengegend. Werde es wohl doch langsam angehen müssen.„Du erinnerst dich wirklich nicht mehr an deine Kindheit, oder!?“, gibt sie zurück. Sie senkt ihren Blick. Was soll das!?Doch sie hat Recht. Habe kaum Erinnerungen an meine Kindheit.„Ja und weiter?“, frage ich kalt.

Sie erhebt sich. Holt eine Spritze aus ihrer Kitteltasche. Verdammt. Panik überkommt mich. Erinnere mich noch sehr gut, was das letzte Mal geschah, als sie mich gespritzt hat.„Bleib mir vom Leib, Miststück!“, brülle ich fast hysterisch. Sie kommt auf mich zu. Versuche nach hinten zu kriechen. Doch genau das bringt den Schmerz.

„Sei nicht so eine Memme. Wenn ich dich hätte töten wollen, hätte ich es getan, während du in Ohnmacht lagst.“, erklärt sie. Jetzt, wo sie es sagt. Na gut. Halte nun still. Sie nimmt meinen Arm. Injiziert mir eine trübe Lösung.„Das wird deine Erinnerung wieder hochholen.“, erklärt sie emotionslos. Nicke kurz.

Fühle mich eigenartig. Mir wird warm. Wärmer. Immer wärmer.  Fange an zu zucken. Kralle mich in die Bettdecke. Mein Körper zuckt unkontrolliert. Sunny packt meine Arme. Hält mich fest. Sie sieht bei der Berührung meiner Haut schmerzerfüllt aus. Legt ihre Stirn in Falten. Wie Worse. Je länger sie mich hält, desto schmerzhafter scheint es für sie zu werden.Sie lässt mich wieder los. Verkrampfe mich. Sehe in ihr Gesicht. Ein seltsames Gefühl. Kenne sie. Erinnere mich wieder an sie.

„Sunny. Kenne dich. Aus meiner Kindheit.“, sage ich perplex. Die Erinnerungen schießen hoch.


Kapitel 2: Flashback

War als Kind oft bei meinem Onkel. Wurde sehr oft verprügelt. Genau wie von Vater. Lag wohl in der Familie. Doch eines Tages war ein weiteres Kind anwesend. Ein Mädchen in meinem Alter. Sunny. Sie war insgesamt drei Mal dort zu Besuch. Haben miteinander gesprochen. Sie war damals schon sehr schweigsam. Ich war schüchtern. Hatte Angst. Vor den Schlägen von Onkelchen. Beim dritten Treffen änderte sich vieles.

Es war kurz nachdem ich den Kinderschändern zum Opfer gefallen bin. Vieles war anders. War noch stiller als zuvor. Verstört. Voller Hass. Auf alles und jeden. Sunny konnte schon damals in mein Innerstes blicken.

Sie hat meine Gedanken schon damals gelesen. War verwirrt, weil kurz zuvor „Lars“ auftauchte. Sunny suchte Gespräche. Lehnte alles ab. Ihr Vormund hatte ihr verboten mit mir zu reden. Sie missachtete es. Er sah, dass sie mit mir redete. Wollte sie bestrafen. Sie schlagen. Hass entlud sich.

Stellte mich vor sie. Schützte sie. „Wenn du sie schlägst, werde ich dich wie ein Schwein ausbluten lassen!“, schrie ich ihn an. Wollte ihn töten. Sein verdammtes Blut über den ganzen verdammten Boden verteilen. Onkelchen verprügelte mich für den Satz. Doch Sunny geschah nichts weiter.

Habe sie seither nie wieder gesehen. Bis zum Treffen in der Bar. Das Gefühl, als kenne ich sie, bestätigt sich.

Schaue Sunny jetzt wieder an. „Habe dich damals beschützt.“, sage ich nachdenklich. Sie nickt. Lächelt mich zum ersten Mal an. Wenn auch nur kurz.„Wir sind jetzt Quitt, Sleepless.“, sagt sie wieder emotionslos. Habe gerade zu viel Input. Eine Frage will ich dennoch stellen.

„Was bin ich Sunny? Was hat diese seltsame Flüssigkeit im Kampf gegen Worse mit mir angestellt?“, frage ich nachdenklich. Das lässt mir keine Ruhe. Habe leuchtende Augen bekommen. Habe das im Spiegel in dem Raum gesehen. Auch hier im Raum steht ein Spiegel.

Sunny blickt in ihre Unterlagen. „Die Flüssigkeit, die du dir injiziert hast, ist hochgradig radioaktiv. Der einzige Zweck der Substanz ist, die Genstruktur zu verändern. Offensichtlich bist du in der Lage, die Kräfte anderer zu unterdrücken.“, erklärt sie mir langsam und geduldig.

Irgendwie gefällt mir das Ganze sehr gut. „Willst du mich noch weiterhin töten?“, fragt sie unvermittelt. Blicke sie an. Betrachte sie. Lächle sie sanft an. Habe kein Bedürfnis mehr an ihrem Tod. Auch wenn sie mich einmal verraten hat. Habe das Gefühl, dass sie geahnt hat, dass ich alles geplant habe.„Nein Sunny. Will dich nicht mehr töten.“, erwidere ich lächelnd. Sie nickt.„Hättest du Interesse daran, eine Kreatur zu jagen, die der Regierung schon lange ein Dorn im Auge ist?“, fragt sie mich. Hebe eine Augenbraue.„Es ist eine Kreatur, die sich unter anderem an Kindern vergreift.“, fügt sie hinzu. Verschränke meine Arme.

Sie hat meine Aufmerksamkeit. „Sprich weiter.“, gebe ich zurück.


Kapitel 3: Einbrecher

Komme im großen Haus meines Onkels an. Betrete dieses. Höre Geräusche eines TVs an mein Ohr schallen. Schaue in das Wohnzimmer. Ein Mädchenkopf schaut vom Sofa aus hoch. Schwarze Haare. Ein Verband um ihre Stirn gewickelt.  Verschieden farbige Augen. Ein rotes und ein schwarzes.

„Hallo, Alice.“, begrüße ich sie grinsend. Sie springt vom Sofa auf. Kommt auf mich zu. Bleibt vor mir stehen. Schaut mir in meine Augen.„Du hast mir gefehlt, Sleepless.“, sagt sie mit trockener Stimme. Die Monotonie in ihrer Stimme, lässt mich an dem Wahrheitsgehalt ihres Satzes zweifeln. Ist aber ihre Art. Tätschel ihren Kopf.

„Deine Augen leuchten.“, bemerkt sie. Kichere kurz.„Gut erkannt Sherlock.“, gebe ich zurück und setze mich im Wohnzimmer auf einen Sessel. Seufze. Gemütlicher Sessel. Genieße es. Denke noch ein wenig über den Auftrag von Sunny nach.

Der gedämpfte Versuch eines Schreies reißt mich aus meinen Gedanken. Drehe mich um. Sehe einen gefesselten Typen. Er blickt uns panisch an.„Er wollte einbrechen und sich an mir vergreifen.“, erklärt Alice ruhig.„Ich verstehe“, gebe ich zurück. Stehe auf. Gehe auf ihn zu. Alice neben mir. Ziehe ihm mit einem Ruck das Panzertape von seinem Mund. Er schreit laut auf. Schreit nach Hilfe. Schlage ihm mehrfach mit voller Härte meine Faust ins Gesicht.

Er verstummt. Sein Mund füllt sich mit Blut. Seine Nase ist gebrochen. Unter meinen harten Schlägen hat sie unter einem lauten Knacken nachgegeben. Er spuckt das Blut vor meine Füße.„Halt dein Maul, Abschaum.“, befehle ich ihm kalt.

Er schaut mich an. Erbleicht. „S-Sleepless!?“, keucht er. Tze. Lächerlich.„Du brichst in ein Haus ein und willst dich an einem Mädchen vergreifen ohne zu wissen, wem diese Räumlichkeiten gehören!?“, verspotte ich ihn. Spucke ihm ins Gesicht.Alice neben mir, beobachtet interessiert mein Treiben. Hole ein Skalpell aus meiner Tasche.

„Nein. Bitte nicht!“, fleht er mich fast hysterisch an. Seufze. Typisch Abschaum. Auch er fleht im Angesicht des Todes um sein armseliges Leben.„Hättest du gestoppt, wenn Alice gefleht hätte!? Sicher nicht. Du hättest dich an ihr vergriffen. Also warum sollte ich Gnade walten lassen Abschaum!?“, gebe ich kaltblütig zurück.

Greife in seinen Mund. Zwinge ihn durch meinen Griff den Mund offen zu halten. Setze mein Skalpell an. Schneide von seinem Mund in die Richtung seiner Wange hoch. Er schreit ohrenbetäubend laut.Genieße dieses Leid jedes Mal wieder aufs Neue. Seine ohnehin schon aufgeplatzte Lippe wird durch ein paar Blutflüsschen ergänzt.

„B-Bitte. Ich tu es nie wieder!“, brüllt er von Schmerz gepeinigt. Schneide ihm angewidert den Hals auf. Er röchelt. Sein Leben entweicht.„Bedien dich Alice.“, sage ich und verlasse das Wohnzimmer. Mag den Anblick von Eingeweiden nicht. Mir wird schlecht davon.

Betrete das Schlafzimmer. Sehe das unaufgeräumte Bett von mir. Alice scheint darin geschlafen zu haben. Auf dem Bett liegt ein Bild. Ein Bild, das einen mir sehr bekannten Menschen zeigt. Doch habe ich das Bild noch nie vorher gesehen. Ein Bild von Einauge. Auf der Rückseite steht „Komm in die Bar, Sleepless“.

Seufze. Habe wirklich niemals Ruhe. Naja was soll's. Einauge. Habe deine Flüssigkeit überlebt. Bin mächtiger geworden. Werde einen auf dich trinken mein Freund.


Kapitel 4: Wiedersehen

Betrete meine Stammbar. Alleine. Alice setzt daheim ihr Festmahl fort. Die Bar ist wie üblich verraucht. Dennoch ziehen meine leuchtenden Augen, nachdem ich meine Sonnenbrille abgenommen habe, die Blicke der Bar auf sich. Gehe an den Tresen. „Hey Nadja. Jemand will sich mit mir treffen?“, frage ich die vollbusige Bardame ohne Umschweife.

Sie nickt. „Hallo Sleepy. Ja. Am üblichen Platz.“, gibt sie lächelnd zurück. Zucke kurz zusammen. Sie ist die einzige, die mich so nennen darf, ohne Konsequenzen erwarten zu müssen. Gehe in die hinterste linke Ecke an den Platz. Dort sitzt…der Informant. In seiner üblichen violetten Robe und seinem schwarzen Rabenkopf.

„Hallo Informant.“, begrüße ich es. Der Informant nickt.„Wie ich sehe“, beginnt es, mich anblickend. „Hast du nicht nur Worse überlebt, sondern auch die Flüssigkeit, die ich dir gab.“

Hebe meine Augenbrauen. Was redet es!? Es hat mir die Flüssigkeit nicht gegeben.„Du weißt schon, dass es Einauge war, der mir diese Flüssigkeit gab?“, gebe ich grinsend zurück. Der Informant legt den Rabenkopf schief. Legt dessen Hände an seinen Rabenkopf. Ein Ruck. Der Rabenkopf gleitet vom Rumpf. Ein menschlicher Kopf kommt zum Vorschein.

Ein kalter Schauer läuft meinem Rücken hinunter. Wie kann das möglich sein!? Das was ich sehe, lässt mich erstarren. Ein männlicher Kopf. Dessen bleiche Haut steht in starkem Kontrast zum nachtschwarzen Körper. Eine schwarze Augenklappe verdeckt ein Auge. Bartstoppeln geben dem mir bekannten Kerl ein ungepflegtes Aussehen.„Na, du krankes Genie.“, begrüßt mich Einauge.

Mein Mund steht weit offen. Kann es nicht glauben. Sehe ihn vor mir, doch traue ich meinen Augen nicht.„Einauge!?“, stoße ich hervor.„In Fleisch und Blut.“, gibt er grinsend zurück. Das macht kein Sinn. Dennoch träume ich nicht. Er sitzt vor mir. Er war es die ganze Zeit. Hat mir geholfen.

„Was ist mit dir passiert!?“, frage ich ungläubig. Bin emotional überfordert.„Im Kampf gegen Jeff hatte ich keine Chance gegen ihn und habe mir das gleiche gespritzt wie du. Dann lag ich dort. Bin zusammengebrochen. Ich bin bei Sunny wieder aufgewacht, die mich untersucht hat. Ich habe Kräfte bekommen. Teleport, Unsichtbarkeit, Allwissenheit, was in der kriminellen Welt vor sich geht. Mein Oberkörper hat sich dementsprechend mitverändert. Zur Tarnung musste der Rabenkopf herhalten.“, erklärt er lang und breit. Ist verdammt amüsiert dabei. Muss an alle Treffen mit dem Informanten denken.

Es ist viel passiert. Sehr viel.„Habe auch Kräfte bekommen. Kann Kräfte anderer unterdrücken.“, sage ich nachdenklich. Er nickt. Lächelt mich an. Verschränkt seine Arme. Ein Gefühl der Zufriedenheit macht sich in mir breit. Die Ära geht weiter.„Lass uns unser Bündnis fortführen Einauge.“, biete ich ihm lächelnd an. Er lacht munter.„Unser Bündnis hat nie aufgehört Sleepless.“, gibt er zurück. Reicht mir seine Hand. Schlage ein.

Rede mit ihm über den Auftrag, den ich von Sunny angenommen habe. Nenne ihm den Namen.„Ja, er ist wirklich ein Dorn im Auge der Regierung. Treffender hätte es Sunny nicht formulieren können. Und dass gerade du Spaß an der Jagd haben wirst ist logisch.“, sagt er amüsiert.„Bist du dabei, Einauge?“, frage ich ihn. Hoffe, dass dem so ist.

„Muss leider im Moment einiges erledigen, sodass du dieses Mal auf dich gestellt bist, aber wenn du Besorgungen brauchst, dann gib mir Bescheid.“, sagt er. Bin etwas enttäuscht. Schaffen es auch ohne ihn dieses Mal. Bin sehr froh, dass er wieder da ist.

Trinke den ganzen Abend noch mit ihm. Genieße meine Bloody Marys. Machen uns über Gestalten in der Bar lustig. Scherzen über einige Morde, die wir begangen haben.


Epilog: Anlockung

Habe mit Einauge und Sunny einen Plan geschmiedet. Um unsere Zielperson zu fangen, brauchen wir einen Lockvogel. Ein Kind. Ein einsames Kind. Es gibt niemand Besseren, als Alice. Sie hat ohne nachzudenken zugestimmt. Sie weiß, dass es sehr gefährlich wird.

Die Kreatur erscheint nur dann, wenn ein Kind den besonderen Wunsch nach einem Freund hegt. Alice ist perfekt geeignet. Über Wochen soll sie permanent den inneren Wunsch nach einem Freund hegen und pflegen. Dann wird die Kreatur auf sie aufmerksam.

Das ganze läuft seit 3 Wochen. Keine Resultate. Habe Alice die meiste Zeit alleine gelassen. Das sollte ihrem Wunsch nach Freundschaft etwas Ausdruck verleihen. Habe woanders geschlafen. Mit Sunny beraten. Sie bei  Besorgungen unterstützt. Alice tut mir leid.

Betrete am Anfang der vierten Woche das Haus von Onkelchen. Spüre etwas seltsames. Fremdartiges.„Es ist hier.“, sagt Alice trocken. Nicke stumm. Gehe zu Alice. Sie deutet mit dem Kopf neben sich.„Ich habe einen neuen Freund, Sleepless.“, sagt sie lächelnd. Grinse breit.

Gehe auf sie zu. Spüre eine fremde Kreatur neben Alice. Ist in meiner Reichweite. Alles oder nichts. Greife zur Seite. Bekomme etwas zu greifen. Etwas, das vorher unsichtbar war, nimmt nun eine sichtbare Form an.

Ein großer, finsterer Clown steht nun da. Ein verwirrter Blick in seinem weißgeschminktem Gesicht. Seine schwarz-weiß farbige, sehr lange Nase gibt ihm einen seltsamen Anblick. Dieselbe Farbe hat auch seine Jacke. Der Pelz auf den jeweiligen Schulterseiten ergänzt sein Auftreten als Clown auf seltsame Weise perfekt.

„Willkommen in meinem Haus, Laughing Jack.“, begrüße ich den Clown bösartig grinsend. Er beginnt schallend zu lachen.

Fortsetzung folgt.


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