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reihe:redbird:redbird_13

Greater Monster - Nightmare

Übersicht - Redbird

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Sonnenstrahlen fallen durch das satte Grün der Bäume auf die Wiese. Kinderlachen, der Pfeifen der Vögel und der Erwachsenen ist zu hören, die arbeiten, damit alle genug zu essen haben. Holz hacken, Nähen und andere tägliche Dinge, die in diesem mehr mittelalterlich Arbeit verrichtenden Dorf. Menschen, die nur für Ihren Glauben leben und all diesen modernen Schnickschnack in ein Haus ‚verbannt‘ haben. Da das ein oder andere moderne Gerät seinen Nutzen hat, sich aber nicht mit ihrem Leben vermischen soll.

Aufgeregt renne ich die Straße entlang. Ich hatte so viel Spaß mit den anderen Kindern. Doch bevor ich die Tür erreichen kann, wird alles schwarz. Bis ein Feuer, nein, mehrere brennende Fackeln mein Sichtfeld erhellen. Warum sind denn alle so wütend? Was wollen Sie mit den Fackeln? Mama? Mama, wo bist du? Was-? Hey, lasst mich los! Lasst mich los! Sie kippen Wasser über mich und es brennt so sehr. Es tut weh. Es brennt. Auch wenn ich es gewohnt bin, es tut weh. So unglaublich schmerzhaft.

Von immer mehr Zorn sind ihre Worte erfüllt, „Tötet den Dämon!“ – „Verbrennt Sie!“ – „Lasst nicht zu, dass diese Hexe unsere Männer verführt!“ Einige Männer zerren mich aus dem Haus und schleifen mich den Berg hinauf, hinter mir kann ich hören, wie einige beten, während sie auch meine Mutter mitbringen. „Treibt den Dämon aus ihr!“ Mein Körper krümmt sich unter Schmerzen, als neben mir nun andere zu beten beginnen. „Es tut weh! Hört auf! Ich werde nie wieder vom Plätzchenteig naschen, versprochen, also bitte… hört auf! Es tut mir leid, dass ich die Teller hab fallen lassen! Hört auf, bitte!“ Sie beten eindringlicher, noch nie dagewesener Schmerz schießt durch meinen Körper.

Werfe mein Körper wild hin und her. Schlage wild mit meinen Flügeln um mich. Fleisch wird von meinen Krallen aufgerissen. Wunden an Hals, Schulter und Armen von den Menschen, die in meinem direkten Umfeld sind. Dass ich sie mit meinen Flügeln angreife, erschrickt und schockiert sie im ersten Moment, doch schnell hat man meine Flügel gepackt und mehrere Rosenkränze darum gewickelt, damit ich niemandem mehr schaden kann. Es fühlt sich an, als würden tausend Nadeln in meine Flügel gerammt werden. Tränen rollen meine Augen hinab. „Seht ihre Augen!“ – „Sie sind völlig schwarz“ – „Möge Gott dieser armen Seele gnädig sein.“ – „Schnell zum Pater, nur er kann dem Kind noch helfen.“ Ich verstehe das nicht. Ich habe doch nichts getan. Hab ich? Was auch immer ich getan habe, es tut mir leid! Bitte tut mir nicht mehr weh!

„Haltet diesen Dämon in Schach, bis ich mich um das Kind gekümmert habe.“ W-was? Nicht weit von mir entfernt sehe ich meine Mutter in der Kirche. Sich vor Schmerzend krümmend in einem Zirkel gefangen und von Menschen umgeben, die auf Latein Bibelverse rezitieren. Ehe ich realisiere, was gerade geschieht, schießt mir ein höllischer Schmerz durch den Rücken. Alles überschattende Qualen durchfahren sämtliche Nervenbahnen, lassen alles verschwimmen. Meine Flügel. Sie nehmen mir meine Flügel! Schneiden sie einfach ab. Schreie meinen Schmerz hinaus, der von den Wänden des Gotteshauses widerhallt, begleitet von dem Murmeln lateinischer Worte.

Fragmentierte Erinnerungen daran, wie meine Mutter sich befreit. Ihre dämonische Gestalt sich durch die Menge schlägt. Mich aus der Kirche schafft und in den Wald flieht. „Haltet Sie auf!“, herrscht der Pater seine Wölfe an. Warum fliegt sie nicht? Schatten der Besorgnis, die ihr Gesicht zieren, ihre schwarzen Augen wandern gehetzt durchs Unterholz. Ich bin doch hier, Mama. Lass uns wegfliegen. Wo schaust du denn hin? Ich bin doch hier. Versuche zu reden, doch kommt mir kein Wort über die Lippen. „Sch, Kleine. Ich weiß.“ Warum halten wir an? Wir müssen weiter weg. Nein. Nein, nicht hier. Ich kann dir helfen. Versuche meinen Körper zu bewegen, doch ignoriert dieser jeden Befehl. Beweg dich! Beweg dich! …nein nein nein nein nein NEIN NEIN NeiN! Nicht schon wieder. Nicht erneut! Mutter, pass auf! Hinter dir! ICH WERDE DAS NICHT ZULASSEN!

„…Sie müssen gehen, wir haben-„ Eine Berührung an meiner Schulter lässt mich zusammenfahren. Reflexartig greife ich nach dem Etwas, das mich berührt hat, und werfe es mit all meiner Kraft quer durch den Raum auf einige Bücherregale. Ich selbst weiche von der vermeintlichen Bedrohung zurück. Von den Schatten geht aus unterschiedlichen Richtungen ein Knurren aus, als sie zum ‚Leben‘ erwachen. Die Umbars suchen die Gegend nach einer möglichen Bedrohung ab. Starre den Körper auf den umgestürzten Regalen an und beruhige mich nur langsam, als mein Hirn wieder anfängt zu arbeiten. Bücherei. Ja, ich wollte meine freie Zeit außerhalb der Sichelloge verbringen und etwas nachschlagen. Sehe an die Stelle, wo ich mich entsinne, eine Uhr gesehen zu haben. Bemerke, dass nur noch die nötigsten Lichter an sind. 10 Uhr Abends. Richte meine Aufmerksamkeit wieder auf den bewegungslosen Körper der Bibliothekarin, die heute Nachmittag am Empfangstisch saß. Porte mich schnell zu ihr und taste an ihrem Hals nach einem Puls. Er ist schwach, aber spürbar. Es wäre wohl besser, keine Zeugen zurückzulassen. Ich kann immerhin nicht sicher sein, dass ihr Verstand die Tatsache verdrängt, dass ich meine Erscheinung eben nicht unter Kontrolle hatte. Keine fünf Sekunden später taucht auch schon ein Lakai auf der anderen Seite der Leiche auf. Sieht mich und die Frau abwartend an. Aasgeier. Auf die Seite portend greife ich nach dem Regal, das an der Wand steht, und werfe es mit Schwung auf die regungslose Frau, um sie zu töten. Simultanes Knacken mehrerer brechender Knochen ist zu hören. So, das sollte es gewesen sein. Was für eine beschissene Art aufzuwachen. Nehme das Buch vom Tisch, auf dem ich eingeschlafen bin, und schreite durch die Tür zum Personalbereich, die sich wie von selbst zu öffnen scheint. Nun denn. Wo ist euer Überwachungsraum? Ich kann das Material von heute auch gleich löschen, wenn ich schon hier bin.


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Hikaru_Mitena

reihe/redbird/redbird_13.txt · Zuletzt geändert: 23.11.2020 08:58 von hikaru_mitena